Montag, 12. Oktober 2015

Wien_1

Wien: 

der rote Wasserkopf an der östlichen Peripherie Österreichs




Teil 1



Die österreichische Hauptstadt Wien ist etwas ganz Besonderes. Das gilt nicht nur für ihre Größe und Lage, die noch an das frühere Zentrum im kakanischen Reich Österreich-Ungarn erinnert, also ein Land, das von der bayerischen Grenze bis nach Galizien und in die Bukowina in der heutigen Ukraine reichte.


Das heutige Wien hat aufgund seiner Geschichte teilweise sozialökologische Strukturen zu bieten, wie man kaum in einer anderen Stadt vorfindet. Sie sind das Ergebnis einer Kommualpolitik, die hier als Innovation in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen und vor dem Beginn der austrofaschistischen Diktatur 1993-34, erfunden wurden.

Sogar der Grundlage der sozialäumlichen Analyse, die räumliche Untergliederung der Gesamtstadt, wird in der Donaumetropole eine außergewöhhnliche Stellung eingeräumt. Die 23 Gemeindebezirke sind zwar aufgrund ihrer Größe nicht sehr homogen, auch wenn es eine enge Veerdnbindug zu Stadtentwicklung und feste Vorstellungen der staatlichen Entscheidungsträger und Planer für die Verteilung der verschiedenen Bevökerungsgruppen in der Stadt gibt. 



      Lage und Grenzen der 23 Wiener Bezirke

    Quelle: wikipedia


Die österreichische Metropole, die gleichzeitg wie Berlin als Bundesland die Strutur eines Stadtstaates besitzt, wird in 23 Gemeinde- oder Stadtbezirke untergliedert. Anders als in vielen anderen Städten haben diese Stadtteile, die bei einer Wiener Gesamteinwohnerzahl von 1,8 Millionen, im Durchschnitt fast 100.000 Einwohner zählen, nicht nur eine statistische Funktion. Sie sind nicht nur bloße Zählbezirke, sondern besitzen als alte Vororte des Kerns von Wien weiterhin einen ganz spezifischen Charakter mit dem entsprechenden Image. Das gilt etwa für einen Bezirk wie einen Heurigen-Bezirk wie Grienzing im Wienerwald oder einen historischen Arbeitergemeinde wie Simmering, wo sich auch der Zentralfriedhof befindet.


                           Straßenschild im 21. Bezirk (Floridsdorf)

                                             Quelle: wikipedia


In Wien erinnern jedoch nicht allein diese historischen Namen an die alten Randgemeinden und die aktuellen Namen der Bezirke. Vielmehr spielen sogar die Nummern der Stadtbezrke eine wichtige Rolle im Alltagsleben, denn in Wien steht die Nummer des Bezirks auf jedem Straßenschild ssanten wissen aso mmer, in welchen Bezirk sie sich gerade aufhalten und lernen, die Wiener Strßen den 23 Bezirken zuzuordnen. Daher it es nicht unewhnliche, wenn Wiener ohne Schnörkel vom 3. Bezirk oder noch kürzer von dem "Dritten" sprechen.

Zusätzlich bilden die Nummern der Bezirke auch die zweite und dritte Stelle der Postleitzahl, also 1030 für den 3. Bezirk oder 1220 für den 22. 

Die Untergliederung der Stadt lässt sich in Wien visuell durch zwei ringförmige Straßenzüge erkennen, die von den Stadtplanern in einen inneren Ring und weiter außerhalb durch einen "Gürtel" um Hofburg und Stephansdom im Mittelpunkt gebaut haben.


Zwischen Wienerwald und Donau

Vor einigen Jahren haben die Wiener Entwickunglaner eine Untergliederunng ihrer Stadt nach Wohngebietstypen vorgenommen. Zentrale Zuordungskriterienm waren dabei das Alter und die bauliche Qualität der Wohnungen. So unterscheiden sie beispielsweise zwischen Gründerzeitgebieten mit guter Wohnungsqualität, Einfamiienäusern und Kleingärten oder Gebieten mit großformatigen Wohnanlagen.


                            Wiener Stadtgebietstypen von 1991
         Quelle: Hauswirth/ Gielge


Diese Tyisierung bezieht sich auf die Gebäudestrukturen, wie sie nicht zuletzt durch die Stadtpolitik und -planung geschaffen wurden. Sie lassen sich damit als der materielle Rahmen verstehen, innerhalb dessen Wohnungen verschiedenen sozialen Gruppen zugeordnet werden. Sie stellen so ein Hardwaremuster dar, innerhalb dessen sozialökologische Prozesse erfolgen können. 

Um den Bezug zu den Verteilungsmustern der Sozialökologie und der Sozialraumanalyse deutlicher herauszustellen, kann ein Blick auf die Unterschiede der Strukturmerkmale in den Gebietstypen dienen, wie sie von der Wiener Stadtforschung ermttelt und publiziert wurden.




                     Unterschiede der Strukturmerkmale in den Gebietstypen
Quelle: Hauswirth/ Gielge

Dabei lässt sich erkennen, das man Einwohner mit einem niedrigen Bildungsabschluss und Äquivalenzeinkommen überduchschnittlich häufig in Einfmilienhaus-, Neubau- und Gebieten mit großformatigen Wohnhausanlagen findet. Akademiker leben hingegen vor allem in Gründerzeitgebieten mit sehr guter oder guter Wohnungsqualität. Dasselbe gilt, wenn auch nicht ganz so stark ausgeprägt und häufger bei einer schlechteren Wohnungsausstattung auch für Singel-Haushalte und Wiener mit einem Migrationshintergrund, während Vier- und Mehrpersonenhaushalte für die Einfamiienhausgebiete mit Kleingärten typisch sind. Bemerksnwert ist der hohe Anteil von älten Menschen, die 60 Jahre und mehr sind, im Zentrum

Diese Daten lassen sich aufgrund ihres Raumbezuges prakatisch nicht mit den Wahlergebnissen kombinieren, die für die Bezirke und Wahlsprengel ausgewesen sind, bi denen es sich um Gebäudeblocks handelt. Auf der Ebene der Bezirke wird eine Reihe von Sozilindiaktoren ser zetnah erhoben, di eine aktuelle Zuordnung der Bezirke zu den üblichen Sozialräumen erlauben, auch wenn beenken mu, dss es sicch nict um bersaubre Quaerie, sondern stadtteile handelt, die sich mit kleinen Großstäden vergleichen lassen.

Ausgewählte Sozialindikatoren für die 23 Wiener Gemeindebezirke 2012-14

Bezirk
Einwohner-
dichte
Ausländer-
anteil
Einkom-
men (2012) 
Personen
je Wohnung
Einpersonen-
haushalte
Kolleg und
mehr
1: Innere Stadt
5.668,9
21,4
33.111
1,90
51,2
46,0
5.176,0
29,7
19.315
2,01
46,9
25,4
3: Landstraße
11.686,6
25,7
22.551
1,92
48,8
31,1
4: Wieden
17.717,5
27,0
24.524
1,90
49,3
40,7
5: Margareten    
26.649,9
31,7
18.736
1,89
50,6
27,2
6: Mariahilf
21.038,5
25,2
22.183
1,86
50,6
38,1
7: Neubau
19.144,3
25,1
22.922
1,81
52,1
42,2
8: Josefstadt
22.275,4
25,2
27.110
1,92
51,1
44,8
9: Alsergrund
13.658,0
27,5
22.791
1,85
52,0
41,6
10: Favoriten
5.859,1
29,5
18.184
2,09
43,6
12,0
11: Simmering
4.017,8
22,3
19.209
2,14
41,5
10,6
12: Meidling
11.214,5
27,4
18.729
2,01
47,0
17,8
13: Hietzing
1.359,5
14,2
27.927
1,98
47,2
38,4
14: Penzing
.594,5
20,4

22.113
1,99
45,8
24,4
15: Rudolfsheim-Fünfhaus
19.090,5
36,0
16.688

1,98
48,3
19,3
16: Ottakring
11.425,0
30,6

18.578
1,99
47,4
20,2
17: Hernals
4.777,6
29,0
19.531
2,01

46,4
26,2
18: Währing
7.620,1
23,8

24.171
1,92
49,6
41,0
19: Döbling
2.775,9
19,2
25.826
1,96

48,6
35,3
20: Brigittenau
14.763,2
31,9
17.548
2,01
47,0
17,2
21: Floridsdorf
3.351,4
17,2

22.980
2,10
41,7
14,0
22: Donaustadt    
1.646,1
14,6

25.666

2,22

36,5
16,0
23: Liesing 
2.996,6
13,5
27.421

2,13
39,8
20,6
Wien insgesamt
4.258,6
24,2
20.890
2,02
45,5
23,1
Quelle: Wiener Statistik

Die 23 Bezirke lassen sich entsprechend diesen Merkmalen grob dem jeweiligen sozialen, familalen und Ausländerstatus zuordnen, da für diese mindestens ein Indikator zur Verfügng steht. Die höchsten und niedrigsten Werte der einzelen Indikatoren sind jeweils in der Tabelle durch Fettschrift hervorgehoben. Damit lassen sich die typischen Ausreißer schnell erkennen. Hierzu zählt etwa durch zwei extreme Werte einer Indikatorengruppe Neubau mit einem niedrigen und Donaustadt mit einem hohen familalen Status sowie die Innere Stadt mit einem hohen sozilen Status, für den ein hoher Anteil an Bewohner mt einem Kollegabbchluss oder mehr und einem entsprechenden Einkommen stehen. 

Etwas breiter gestreut sind die Bezirke mit einem niedrigen sozialen Status, die in Wien weitgehend als Arbeiterbezirek bezeichnet werden. Hier besitzen Simmering beim Bildungsabschluss und Rudolfsheim-Fünfhaus beim Einkommen besondrs niedrige Werte. Im westlichen Bezirk mit dem Doppelnamen kann dafür die Anzahl der Bewohner mit einem Migrationsstatus eine Eklärung sein.

Aufgrund des Wachstums der Stadt im Zuge der durch monarchisch arrangierten Ehen fortschreitenden Vergrößerngen des Habsburger Reiches und der Erfindung neuer Verkehrstechnologie wie der Straßenbahn, die man in Wien Tram nennt, und den Bedrf an Industrieflächen sowie benachbarten Wohngebieten für die Arbeiter. Die nach dem Areien der mittlalterlichen Stadtmauer  und ersten Stadterweiterung angelegten Umgehungsstraßen "Ring" und "Gürtel" geben eine erste Funktionsbestimmung vor. 



                         Wien um 1858 mit Stadtmauer und Glacis
                                      Quelle: wikipedia


Im Anschlus an die "Innere Stadt" findet man die eiweise resentiven Vietel mit den Woungen der Staatsangetellten und außerhalb des Gürtels die Industrieflächen, Arbeierviertel und wenig attraktiven Infrsstutkrueinrichungen wie den Zentralfriedhof, das Tramdepot oder auch die Müllentsorgung.




                       Die Bezirke im Anschluss an die "Innere Stadt"


Quelle: Wiener Statisitk




Innenstadtnahe Altbaugebiete sind damit die Bezirke IIi bis IX, die auf der Karte der Stadtentwickler großfläschiche "Gründerzeitgebiete mit guter Wohnqualität" ausgeweisen sind und auch bei den sozalökologischen Indikatoren in der Tabelle oben vom Durchschnitt Wiens abheben. 

Allerdings bieten dabei Unterschiede, die sich sowohl aus der Tradition als auch aus der aktuellen Ausstattung mit mehr odf weniger presitigeträchtigen und beliebten Infrastruktureinrichtungen ergeben, Anreize für die Auwahl einer Wohun in Wien. Die Nähe zu einem Schloss wie Belvedere im Bezirk Landstaße oder zu Kunstmuseen wie dem MuseumsQuartier in Neubau kann dabei für unterschiedliche Gruppen von Wienern ein Entscheiungsgrund sein.

Tyisch sind hier überdurchschnittlich viele Einpersonenhaushalte und eine geringer Zahl von Personen je Wohnung, also die Merkmale von Single-Wohngebiete. Besonders typisch mit den jeweiligen Extremwerten ist dabei Neubau, während Leopoldstadt, wo vor dem Holocaust überwiegend die Wiener Juden lebten, kaum diesem Sozialraumtyp entspricht. Offenabr fehlt hier in der Nähe zur Donau die entsprechende Bausubstanz, was auch aus der Karte oben hervorgeht.

Die anschließenden Bezirke jenseits des Gürtels besitzen eine konträre topologische Lage mit den entsprechenden Bewertungen durch Bewohnern reicht von der Innenstadt bis in den Wienerwald. Das beginnt nach den Ziffern der Bezirke mit Hietzing im Südwesten, wo man auch noch auf die Nähe zum Schloss und Park von Schönbrunn und dem Lainzer Tiergarten eine zusätzliche reizvolle Attraktion auch für die Anwohner bieten kann. Gerade am Fuße des Wienerwaldes weist die Karte mit den Gebietstypen daher einen Schwerpunkt von gründerzeitlicher Wohnbebauung von sehr guter Qualität aus.

Zu den Wienerwaldbezirkn rechnet man in einer Reihenfolge, die bis zum Donaudurchbruch im Osten bis Döbling mit dem weltberühmten Weinbauort Grinzing und zum Kahlenberg an der Stadtgenze zu Niederösterreich: Hietzing (14), Pening (15), Hernals (17), Währing (18) und Döbling (19).



                              Bezirke mit hohem familialem Status
                            Quelle: Wiener Statisitk

Keinen Wienerwald mit Rebhängen, Heurigenlokalen und schönen Aussichten hat der Süden Wiens zu bieten. Das flache Gelände des Wiener Beckens eignet sich eher für die Ansiedlung von Industrie. Es kann daher nicht überraschen, wenn während der Industrialisierung hier die ersten Fabriken und Arbeitersiedlungen entstanden sind.

Auch wenn es nach der Sozialstruktur inzwischen erheblich weniger manuell Tätige gibt als in der Frühphase des Industriezeitalters, spricht man weiterhin von Arbeiterbezirken. Prägend sind hier vom Stadtbild her die imposanten Gebäudekomplexe des kommunalen Wohnungsbaus und auch einige infrastruktureinrichtungen des "roten" Wiens aus der Zeit zwischen den Weltkriegen. So findet man in diesen Stadtteilen wie auch in denen des Nordostens jenseits der Donau eine Massierung von "Gebieten mit großformatigen Wohnanlagen". (siehe Karte)

Heute weisen diese klassischen Arbeiterquartiere weiterhin unterduchschnittliche Einkommen von 20.000 € und weniger sowie Einwohner mit vergleichsweise niedrigen Bildungabschlüssen auf, da weniger als 20 % der Bewohner einen Kollegabschluss besitzen. Besonders typisch sind daher Simmering (11), Favoriten (10), Meidling (12) und Rudolfsheim-Fünfhaus (15) im Süden sowie Brigittenau (20) und teilweise auch Floridsdorf (21) im Nordosten.

Relativ groß und damit besonders heterogen sind die Bezirke an der Grenze Wiens zum Umland, in dem auch zahlreiche Pendler in Gemeinden leben, die aus parteipolitischen Gründen kein Teil Wiens wurden, damit die Metropole für das nach dem Ersten Weltkrieg klein gewordene Land nicht zu dominant wird. 

Der typische suburbane Raum ist daher teilweise von der Stadt abgegrenzt und lässt sich innerhalb der Grenzen der Bundeshauptstadt nur teilweise in den Merkmalen etwa der Donaustadt finden. Nach der Karte findet man am Stadtrand zwar großflächige Viertel von "Einfamilienhäusern mit Garten"; die Indikatoren sind jedoch nur für die gesamte Donaustadt eindeutig. Hier findet man, wie es in Gebieten mit einem hohen familalen Status entsprechend dem sozialräumlichen Modell zu erwarten ist, wenige Einpersonenhaushalte, relativ zahlreiche Bewohner  pro Wohnung und einen unterdurchschnitlichen Ausländeranteil.

Sucht man nach der Verteilung des Ausländerstatus unter den Wiener Bezirken, stößt man auf eine hohe Ausprägung in Rudolfsheim-Fünfhaus (15), die aus einem Ausländdanteil von 36,0 % resultiert, während Liesing (23) ganz im Südwesten mit 13,5 % nur ein gutes Drittel dieses Anteilswertes im westlichen Arbeiterbezirk besitzt. 

Die für viele deutsche Städte ermittelten Daten über Transferleistungen liegen in Wien bisher nicht in einer statistischen Aufbereitung vor, die eine Klassifikation oder Typisierung der Bezirke nach dem Transferstatus erlauben würde.



Von Arbeiter-Festungen und Cottage

Wien ist jedoch nicht nur eine mehr oder weniger sozialökologisch durchschnittliche Stadt, die keine architektonischen und städtebaulichen Besonderheiten auszuweisn hätte. Die Bewohner und eine zielgerichtete handelnde Stadtverwaltung haben vielmehr Besonderheiten geschaffen, die in anderen Städten allerdings manchmal nachgeahmt wurden.

Hierzu zählen in Quartieren mit einem hohen sozialen Status Cottageviertel oder kurz das Cottage, womit meistens das Cottageviertel in den Bezirken Währing und Döbling sowie die weniger bekannten in Lainz und anderen Teilen von Hietzing gemeint sind.

 


                                             Wiener Cottage
                                                Quelle: wikipedia



Stödtebaulicher und kommunalpolitischer Gegenpl zu diesen großbürgerlichen Bauformen sind die Gemeindebauen des "roten" Wien, die mit der Übernahme der Stadtregierung durch die Sozialdemokraten nach dem Ersten Weltkrieg entsanden. Damals haben 



                                    Karl-Marx-Hof in Döbling
Quelle: wikipedia (© Bwag/Commons)



Wie die Fotos vom Karl-Marx-Hof und vom George-Washington-Hof zeigen, handelt es sich in Wien nicht um x-beliebige Merhfamiienhäuser einer kommunalen Wohnungsbaugsellscaft oder einer Wohungsgegenosseschaft, wie man sie auch in zahlreichen deutschen Städten findet. Es handelt sich vielmehr um Bauten mit einer deutlichen Programmatik, die der alten Zeit des kakanischen eiches mit den miserablen Verhältnissen von Wienern und Zuwanderern vor alem aus den böhmischens Landesteilen nee, als "sozialistisch" verstandene Wohnformen entgegensetzen will.

So zeigen die Höfe nach außen hin das Bild einer Festung, die sich sogar in einem Bügerkrieg entsprechend einsetzen lässt, wähend im Innern sich in enem begrntn Hof Anreize für einen Aufenthalt im Freien und für die Kommunikation der Bewohner baulich vorhanden sind.


                                    George-Washington-Hof
                       Quelle: Der Wiener Gemeindebau. Geschichte, Daten, Fakten



Um das umfangreiche Wohnungsbauprogramm gegen den Wohnungsmangel im rasch wachsenden Wien finanzieren zu können, verschuldete sich Wien nicht übermäßig, sondern führte Kommunalsteuern ein. Dazu zählte neben Luxussteuern auch eine spezielle Wohnbausteuer auf vorhandene Mietobjekte.

 

Wien als multiultureller Impulsgeber für die Moderne

Eine Stadt wie Wien ist jedoch mehr als der Gegenstand sozialökologischer und kommunalpoltischer Analysen. Diese noch heute im abild alaben Tnednez waren Teil einnes in intellektuellen Zeitalters, wie es nur wenige andere städtische Metropolen im Laufe der Geschichte erlebt haben. Man kann dabei etwa an Athen im Zeitalter  des Perikles oder Florenz während der Epoche der Medici denken.

Wien hat als städtischer Kulturraum auch die Moderne geprägt, wenn man etwa an die Psychoanalyse und den kritischen Rationalismus denkt. Hier ging Kal Raimund Popper zur Schule und hier stand Sigmund Freuds weltberühmte Couch an der Berggasse 19. Ahnlch enge eziehungen beseehn im Beeich der Kunst, wenn man den Jugendstil in der Architektur Otto Wagners und den Gemälden Gustav Klimts

Nach dem Untergang der Doppelmonarchie und der Entstehung einer neuen Organisation des menschlichen Lebens, wie es die Wiener Sozialdemokraten nicht nur in der Therorie, sondern auch in der Praxis anstrebten, bestand eine besondere Atmospähe für die Literatur und nicht zuletzt die kritische Satire. Dafür stehen in der "Wiener Moderne" Namen wie Arthur Schnitzler und Karl Kraus mit seiner Zeitschrift "Die Fackel".

Die Künstler und Philosophen lebten damals jedoch nicht in einem luftleeren Raum, sonden beteiligten sich mehr oder weniger stark engagiert am großen Projekt der Schaffung eines neuen Wien. Dazu konnten auch unmittelbar die ersten bahnbrechenden Erkenntnisse der Wiener Psychologen herangezogen werden, wenn sie sich wie der Individualpsychologe Alfred Adler speziell mit einem Minderwertigkeitskomplex oder wie bei Sigmund Freud mit sexueller Verdrängungen beschäftigt haben. Das waren hilfreiche Grundlagen für neue Unterrichtsinhalte und -formen in den Schulen.

Ganz praktisch wurde dieses neue Denken und Wissen in der Kommunalpolitik, wo im "roten Wien" praktisch erstmals das konzipiert und verwirklicht wurde, was man inzwischen in ganz Europa mit einer sozialdemokratischen Kommunalpolitik verbindet. Hierzu zählen der kommunale Wohnungsbau und eine Gesundheitsfürsorge, die sich intensiv um die Arbeiterschicht gekümmert hat.

Dabei wurde nicht nur versucht, akute Pobleme möglichst rasch aus der Welt zu schaffen, sondern eine längerfristige Politik für eine nachhaltig positive Entwicklung zu betreiben. Das belegt etwa die Begründung durch den  Sozial- und Gesundheitsstadtrat Julius Tandler: „Was wir für die Jugendhorte ausgeben, werden wir an Gefängnissen ersparen. Was wir für Schwangeren- und Säuglingsfürsorge verwenden, ersparen wir an Anstalten für Geisteskranke.“         
                   
Die Wiener Sozialdemokraten waren sehr stolz auf ihre Politik und deren Ergebnisse, was sich sehr deulich in dem Satz ausdrückt, mit dem der Bürgermeister Karl Seitz am 12.10.1930 seine Eröffnungsrede für den Karl-Marx-Hof schloss: "Wenn wir einst nicht mehr sind, werden diese Steine für uns sprechen."

Das waren die historischen Vorgaben für ein beinahe in der Partei wie in einer Wahlmonarchie innerhalb der sozalistischen Partei weitergebenes Bürgermeisteramt, um das nur theoretisch alle fünf Jahre neu gekämpft werden musste, praktisch aber als Erbhof innerhalb der SPÖ zu bestehen schien.



Die Erosion des sozialdemokratischen Wien


Diese Tradition einer sozialen Politik mit dem Gemeindebau, in dem jeder vierte Wiener lebt, katapultierte die Sozialdemokraten in der Nachkriegszeit gleich auf 57,2 % im Jahr 1945 und dann sogar auf 60,1 % im Jahr 1973. Damit 
konnte die SPÖ ihren Stimmenanteil zum fünften Mal in Folge steigern und erreichte ihr bestes Ergebnis bei einer Landtagswahl in Österreich seit 1945.
Eine Schlüsselgruppe oder sozusagen sichere Bank waren dabei für die Sozialdemokraten immer die Gemeindebau-Bewohner (Siegl, S. 3)

   
                                 Wähleranteile in Wien 1973
                                             Datenquelle: wikipedia


Ein erster Einbruch in das traditionelle sozialistische Wählerlager erfolgte 1991, als die Grünen erstmals ein zweitstelliges Prozentergebnis erreichten und gleichzeitg in einer ersten Hochphase die FPÖ unter Jörg Haider im Jahrzehnt zwischen 1991 und 2001 ihren Anteil auf über 20 % verdoppeln konnte. 


Dieser Trend hat sich mit dem weiteren Anwachsen der FPÖ unter Hans-Christian (H.C.) Strache in der Wahl 2015 weiter fortgesetzt, als die FPÖ erstmals in Wien über die 30%-Marke kam. Gleichzeitig fiel die ÖVP auf unter 10 % ab, nachdem sie bis 1983 noch relativ stabil zwichen 30 % und 35 % gelegen hatte. Damit haben die beiden traditionellen Wiener Großpateien, wenn man die Christlichsoziale Partei (CSP) als Vorläufer der ÖVP einbezieht, die vom Wiener Bürgermeister Karl Lueger gegründet wurde, ihre dominierende Stellung ganz allmählich verloren. Hatten sie 1919 nach dem Ersten Weltkrieg in der ersten Gemeindertswahl mit einem gleichen Wahltecht noch zusammen über 81 % der Stimmmen errungen, waren es 1945 nach dem Zweiten Weltkrieg sogar exakt 92 %. Danach halbierte sich der Anteil von Rot und Schwarz auf jetzt nur noch knapp 50 % der Stimmen, während die progammatisch neu ausgerichtete FPÖ und die Grünen auf der politischen Bühne erschienen.

Erstmals kam 2015 auch die liberale Neugründung NEOS, ein Akronym, das für "Neues Österreich" steht, in den Gemeinderat. Damit ist diese Partei, die auch als eine Art Mischunng von Weiterführung und Wiederauferstehung in der Tradition des Liberalen Forums steht, das einmal mit knapp 8% die 5 %-Klausel des Wahlgesetzes überspringen und daher 1996 ins Rathaus einziehen konnte, vor allem eine Wettbewerberin für die ÖVP bei den jüngren Wähler.

Außerdem traten neben einigen Lokalparteien, die berets 2010 Sitze in Bezirksversammlungen errungen hatten, auch zwei weitere neue Parteien an, und zwar ein Zusammenschluss der KPÖ mit der Piratenpartei und Echt Grün   zu "Wien anders" (ANDAS) sowie die türkisch geprägte multikulturelle Partei "Gemeinsam für Wien" (GFW).


Im Ergebnis der Gemeinderatswahl sind die SPÖ und die FPÖ größenmäßig stärker zusammengerückt, da einem Verlust von etwa fünf Prozentpunkten bei der SPÖ ein entsprechender Gewinn der FPÖ gegenübersteht. Dadurch ist der Abstand der Stimmenanteile beider Parteien auf 9 % zuammengeschmolzen. Unter den drei anderen Gemeinderatsparteien, die nur ein etwa ein Drittel der Größe der FPÖ erreicht haben, fällt der extreme relative Verlust der ÖVP auf, die ein Drittel ihres Wähleranteils von 2010 verloren hat. Bei der SPÖ war es hingegen nur ein Zehntel.



Quelle: wikipedia


In einem Kreisdiagramm werden diese veränderten Gewichte der Parteien noch deutlicher, vor allem wenn man sie mit der Situation von 1973 vergleicht. Während die SPÖ- und FPÖ-Anteile als große Ausschnitte ins Augen fallen, treten die der anderen Parteien einschließlich der vor vierzig Jahren noch großen ÖVP in den Hintergrund. 


                           Wiener Gemeinderatswahl 2015
                                     Datenquelle: Wiener Wahlstatistik



Fortsetzung: Teil 2 folgt hier

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