Ein Globalisierungsgewinner mit sozialen Problemzonen
Sozialräume zwischen Nienstedten, HafenCity und Kleiner Grasbrook
Das Individuelle im Typischen
Keine Stadt ist eine bloße Kopie des sozialökologischen Stadtmodells. Sie weist immer auch Besonderheiten auf, die aus der Stadtgeschichte und vor allem der Stadtplanung der letzten Jahrzehnte resultieren. Hier hat die Kommune bzw. das Land Hamburg nicht nur den Planungsrahmen vorgegeben, sondern in vielen Fällen über die Wohnungsbaugesellschaften noch direkter die Belegung von Wohnungen.
Sozialräume zwischen Nienstedten, HafenCity und Kleiner Grasbrook
Teil 2
Das Individuelle im Typischen
Keine Stadt ist eine bloße Kopie des sozialökologischen Stadtmodells. Sie weist immer auch Besonderheiten auf, die aus der Stadtgeschichte und vor allem der Stadtplanung der letzten Jahrzehnte resultieren. Hier hat die Kommune bzw. das Land Hamburg nicht nur den Planungsrahmen vorgegeben, sondern in vielen Fällen über die Wohnungsbaugesellschaften noch direkter die Belegung von Wohnungen.
Die
Innenstadt: Die Stadtteile Alt- und Neustadt
Mit der Altstadt und der Neustadt bilden gleich zwei Stadtteile die Hamburger City, die gegenwärtig durch die im Bau befindliche HafenCity ergänzt wird.
Wie in de Tabelle weiter unten aufgelistet ist, sind im Stadtteil Altstadt nicht einmal 2.000 Einwohner gemeldet. Wegen der Zentralität des Gebietes mit seinen hohen Immobilienpreisen werden nur in wenigen Gebäuden Wohnungen angeboten. Das macht bereits ein grober Blick auf diesen Stadtteil, der am Hauptbahnhf, der selbst in St. Georg liegt, über die Mönckebergstraße, also Hamburgs Hohe Straße, zum Rathausmarkt gelangt und von dort bis zum Alsterfleet im Westen gelangt.
Insgesamt ist das Viertel durch Kaufhäuser, Ladengeschäfte und Kontorhäuser geprägt. Die wenigen Wohnungen liegen in den Gebäuden des Kontorhausviertels und stammen aus der Zeit des Backsteinexpressionismus. Besonders bekannte Beispiel sind das Chilehaus, das zwischen 1922–24 von Fritz Höger errichtet wurde, und der 1924–1926 gebaute Montanhof, ein Klinkerbau, der durch keramische dekorative Elemente des Art déco auffällt.
Mit der Altstadt und der Neustadt bilden gleich zwei Stadtteile die Hamburger City, die gegenwärtig durch die im Bau befindliche HafenCity ergänzt wird.
Wie in de Tabelle weiter unten aufgelistet ist, sind im Stadtteil Altstadt nicht einmal 2.000 Einwohner gemeldet. Wegen der Zentralität des Gebietes mit seinen hohen Immobilienpreisen werden nur in wenigen Gebäuden Wohnungen angeboten. Das macht bereits ein grober Blick auf diesen Stadtteil, der am Hauptbahnhf, der selbst in St. Georg liegt, über die Mönckebergstraße, also Hamburgs Hohe Straße, zum Rathausmarkt gelangt und von dort bis zum Alsterfleet im Westen gelangt.
Insgesamt ist das Viertel durch Kaufhäuser, Ladengeschäfte und Kontorhäuser geprägt. Die wenigen Wohnungen liegen in den Gebäuden des Kontorhausviertels und stammen aus der Zeit des Backsteinexpressionismus. Besonders bekannte Beispiel sind das Chilehaus, das zwischen 1922–24 von Fritz Höger errichtet wurde, und der 1924–1926 gebaute Montanhof, ein Klinkerbau, der durch keramische dekorative Elemente des Art déco auffällt.
Westlich des Alsterfleets beginnt der bevölkerungsmäßig erheblich größere Stadtteil Neustadt. Hier konzentrieren sich im Osten zwischen der Grenze zur Altstadt, dem Jungfernstieg und dem Gänsemarkt viele Kontore, Hamburger Hauptniederlassungen von Banken und nicht zuletzt zahlreiche Läden an den Straßen, aber auch in modernen Einkaufspassagen wie dem Hanse-Viertel.
Sehr beliebte Wohnlagen findet man im Bereich des Großneumarktes, eines Platzes, der aufgrund seiner Größe und wegen seines Piazza-artigem Ambientes von den Anwohnen und Besuchern als etwas Besonderes wahrgenommen wird. Daher ist es für Hamburger ein für Plätze kaum erreichbares Lob, wenn man auf sie die Redensart "Hier sitzt man besser als auf dem Großneumarkt“ anwendet. Für das Viertel am Michel sprechen jedoch auch seine Lage in der Nähe des Alten Elbparks mit dem bekannten Bismarck-Denkmal und der Blick auf die Elbe.
Für die Bewohner dieses Viertels hängt die hohe Wohlfühlqualität jedoch nicht nur von der Platzanlage ab, sondern auch von der besonderen sozialen Integration, wenn man gern von einem „Dorf zu Füßen des Michel“ spricht. Man liebt also offensichtlich seine überschaubare Welt ganz in der Nähe eines Bauwerks, das die Hafenstadt Hamburg weltweit repräsentiert.
Ausgewählte Sozalindikatoren und Wahlergebnisse für innenstädtische Hamburger Stadtteile
Quellen: Sozialdaten: Atlas, Wahldaten: 2015, S. ff.
Eine sozialökogische Analyse der beiden Stadtteile der Hamburger Innenstadt stößt schnell auf eine große Schwierigkeit, und zwar die bauliche und sozile Heterogenität der Neustadt, deren nördlicher Teil den Charakter einer typischen großstädtischen City aufweist, dem das Quartier am Michel folgt, bis mit dem Gruner & Jahr-Gebäudekomplex und der Elbpromenade ein baulich kaum erkennbarer Übergang zur HafenCity beginnt.
Das drückt sich bereits in den Sozialindikatoren, aber auch dem damit verbundenen Wählerhalten aus. Dabei wurden HafenCity und Hammerbrook neben Hamburg insgesamt als räumliche Vergleichsräume gewählt.
Trotz teilweise erheblicher Unterschiede zwischen der Alt- und der Neustadt weichen hier - von einer Ausnahme abgesehen - die Anteile von vier der fünf traditionellen größeren Parteien deutlich vom Landesdurchschnitt ab. Danach weisen die Anteilswerte der Parteien in beiden hier zu Diskussion stehenden Stadtteilen bemerkenswerte Unterschiede auf. So liegen zwar die Wähleranteile der SPD und der CDU unter sowie die der Grünen über dem Hamburger Durchschnitt. Nur für die Linke variieren verglichen mit der Gesamtstadt die Werte in der Alt- gegenüber denen der Neustadt extrem. Damit wird ein Erklärungsversuch des Wählerverhaltens mit Hilfe der sozialräumlichen Indikatoren vor eine schwierige Herausforderung gestellt.
Das gilt einmal bei der Linken für den erheblichen Unterschied zwischen beiden Stadtteilen. Dort lassen sich für den hohen Stimmenanteil in der Altstadt zwar das größere Gewicht der Hartz IV-Bezieher und der geringfügig höhere Ausländerstatus nennen, nur scheint die Größe dieser sozialstrukturellen Abweichungen kaum als Erklärung für den unterschiedlichen Stimmenanteil auszureichen. Daher muss man vermutlich auf personelle Faktoren zurückgreifen.
Die eigentliche Besonderheit in der Hamburger Innenstadt ist jedoch der hohe Anteil der Grünen im Stadtteil Neustadt, der mit knapp 19 % fast den in Hammerbrook erreicht, wo besonders viele Single-Haushalte leben.
Großsiedlungen, Sozialstuktur und Wahlverhalten
In ihren Stadtteilporträts stellen die Hamburger Statistiker einige Hamburger Quartiere besonders heraus, die als sozial benachteiligte Viertel innerhalb größerer Stadtteile stadtentwicklungspolitische Aufmerksamkeit verlangen.
Hochhausbebauung in Kirchdorf-Süd
Quelle: wikipedia
Diese Problemgebiete sind breit über das gesamte Stadtgebiet gestreut, da sie weitgehend auf den Bau von Großsiedlungen in den 1960_er und 1970_er Jahren zurückzufühen sind. Typische Beispiele sind das 1960 geplante und größtenteils in den Jahren 1967 bis 1972 gebaute Osdorfer Born sowie das später zwischen 1970 und 1979 errichtete Mümmelmannsberg.
Stadtteil |
Einwohner
|
Ausländer-
anteil
|
Einpersonen-haushalte
|
Hartz IV-Bezieher
|
Wohn-
fläche
|
Wahlbe-
teiligung
|
SPD
|
CDU
|
Grüne
|
FDP
|
Linke
|
Altstadt |
1.660
|
21,9
|
71,9
|
11,6
|
44,0
|
53,9
|
39,1
|
10,7
|
13,6
|
8,9
|
15,6
|
Neustadt |
12.331
|
20,7
|
69,3
|
9,9
|
37,2
|
57,8
|
40,0
|
15,5
|
18,9
|
6,4
|
4,6
|
HafenCity |
1.834
|
17,1
|
43,1
|
0,2
|
52,7
|
68,4
|
43,4
|
8,5
|
9,9
|
20,6
|
4,6
|
Hammerbrook |
2.119
|
30,4
|
72,4
|
16,8
|
32,5
|
40,3
|
26,3
|
7,3
|
22,2
|
3,4
|
21,3
|
Hamburg |
1.775.659
|
14,0
|
54,2
|
10,1
|
39,2
|
56,5
|
45,6
|
15,9
|
12,3
|
7,4
|
8,5
|
Eine sozialökogische Analyse der beiden Stadtteile der Hamburger Innenstadt stößt schnell auf eine große Schwierigkeit, und zwar die bauliche und sozile Heterogenität der Neustadt, deren nördlicher Teil den Charakter einer typischen großstädtischen City aufweist, dem das Quartier am Michel folgt, bis mit dem Gruner & Jahr-Gebäudekomplex und der Elbpromenade ein baulich kaum erkennbarer Übergang zur HafenCity beginnt.
Das drückt sich bereits in den Sozialindikatoren, aber auch dem damit verbundenen Wählerhalten aus. Dabei wurden HafenCity und Hammerbrook neben Hamburg insgesamt als räumliche Vergleichsräume gewählt.
Trotz teilweise erheblicher Unterschiede zwischen der Alt- und der Neustadt weichen hier - von einer Ausnahme abgesehen - die Anteile von vier der fünf traditionellen größeren Parteien deutlich vom Landesdurchschnitt ab. Danach weisen die Anteilswerte der Parteien in beiden hier zu Diskussion stehenden Stadtteilen bemerkenswerte Unterschiede auf. So liegen zwar die Wähleranteile der SPD und der CDU unter sowie die der Grünen über dem Hamburger Durchschnitt. Nur für die Linke variieren verglichen mit der Gesamtstadt die Werte in der Alt- gegenüber denen der Neustadt extrem. Damit wird ein Erklärungsversuch des Wählerverhaltens mit Hilfe der sozialräumlichen Indikatoren vor eine schwierige Herausforderung gestellt.
Das gilt einmal bei der Linken für den erheblichen Unterschied zwischen beiden Stadtteilen. Dort lassen sich für den hohen Stimmenanteil in der Altstadt zwar das größere Gewicht der Hartz IV-Bezieher und der geringfügig höhere Ausländerstatus nennen, nur scheint die Größe dieser sozialstrukturellen Abweichungen kaum als Erklärung für den unterschiedlichen Stimmenanteil auszureichen. Daher muss man vermutlich auf personelle Faktoren zurückgreifen.
Die eigentliche Besonderheit in der Hamburger Innenstadt ist jedoch der hohe Anteil der Grünen im Stadtteil Neustadt, der mit knapp 19 % fast den in Hammerbrook erreicht, wo besonders viele Single-Haushalte leben.
Großsiedlungen, Sozialstuktur und Wahlverhalten
In ihren Stadtteilporträts stellen die Hamburger Statistiker einige Hamburger Quartiere besonders heraus, die als sozial benachteiligte Viertel innerhalb größerer Stadtteile stadtentwicklungspolitische Aufmerksamkeit verlangen.
Hochhausbebauung in Kirchdorf-Süd
Quelle: wikipedia
Diese Problemgebiete sind breit über das gesamte Stadtgebiet gestreut, da sie weitgehend auf den Bau von Großsiedlungen in den 1960_er und 1970_er Jahren zurückzufühen sind. Typische Beispiele sind das 1960 geplante und größtenteils in den Jahren 1967 bis 1972 gebaute Osdorfer Born sowie das später zwischen 1970 und 1979 errichtete Mümmelmannsberg.
Quelle: Stadt-Profile, S. 233
Wie die Sozialindikatoren zeigen, stellt die Kinderarmut einen gravierenden Problembereich dar, denn in allen aufgeführteh Quartieren liegt der Anteiil der Kinder und Jugendlichen, die Hartz IV beziehen, bei 50 % und in Kirchdorf-Süd sogar 63,5 %. Es handelt sich also um Quartiere, in denen die Zukunft ihrer jungen Bewohner besonders gefährdet ist.
Indikator/ Quartier |
||||||
Stadtteil
|
Billstedt
|
Wilhelmsburg
|
Osdorf
|
Steilshoop
|
Harburg
|
Hausbruch
|
Einwohner
|
18.100
|
6.250
|
10.500
|
13.250
|
5.300
|
13.150
|
Ausländer
|
21,1
|
30,0
|
25,0
|
22,3
|
45.9
|
15,2
|
Jahreseinkommen
|
7.362
|
15.673
|
11.628
|
20.319
|
16.272
|
8.759
|
Einpersonenhaushalte
|
38,2
|
33,6
|
40,2
|
42,1
|
60,7
|
35,3
|
Haushalte mit Kindern
|
26,7
|
35,6
|
26,4
|
25,7
|
19,1
|
28.1
|
Alleinerziehende mit Kindern |
32,7
|
26,6
|
38,6
|
32,4
|
37,8
|
30,1
|
Arbeitslose |
9,9
|
15,7
|
12,5
|
9.9
|
12,6
|
11,1
|
Hartz IV-Empfänger |
26,2
|
39,2
|
29,6
|
24,8
|
27,6
|
24,0
|
unter 15-jährige in Mindetsicherung |
49,0
|
63,5
|
51,0
|
47,8
|
55,9
|
45,9
|
"Hoher Transferstatus": die Beipiele Jenfeld und Rothenburgsort
Wahlbeteiligung und Stimmenanteile der größeren Parteien in der Bürgerschaftswahl 2015 in Jenfeld
Quelle: Daten: Wahlstatistik
Wahlbeteiligung und Stimmenanteile der größeren Parteien in der Bürgerschaftswahl 2015 in Jenfeld
Quelle: Daten: Wahlstatistik
Der Stadtteil Jenfeld weist mit 54,2 Prozent nur eine geringfügig höhere Wahlbeteiligung als Rothenburgsort auf. Dementsprechend stark ähneln sich auch die Milieu- und Sozialstrukturen beider Viertel.
In Jenfeld stellen die sozial prekären Milieus rund zwei Drittel aller Haushalte, allein ein Drittel entfällt hierbei auf die Hedonisten. Etwas stärker vertreten sind die oberen Schichten, die immerhin ein Zehntel der Gesamthaushalte ausmachen.
Genau wie in Rothenburgsort prägen ein besonders niedriges Bildungsniveau mit maximal 20 % (Fach-)Abitur, 14 % ohne Hautschulabschluss sowie eine hohe Arbeitslosendichte (9 %) den Stadtteil. Auch die Bebauungsstruktur ähnelt stark dem zuerst betrachteten Viertel – auffällig ist jedoch der überdurchschnittlich hohe Anteil an Ein- bis Zweifamilienhäusern (fast 20 %) bei einer dennoch gleichbleibenden Dominanz von Wohnhäusern mit mehr als zehn Parteien.
In Jenfeld stellen die sozial prekären Milieus rund zwei Drittel aller Haushalte, allein ein Drittel entfällt hierbei auf die Hedonisten. Etwas stärker vertreten sind die oberen Schichten, die immerhin ein Zehntel der Gesamthaushalte ausmachen.
Genau wie in Rothenburgsort prägen ein besonders niedriges Bildungsniveau mit maximal 20 % (Fach-)Abitur, 14 % ohne Hautschulabschluss sowie eine hohe Arbeitslosendichte (9 %) den Stadtteil. Auch die Bebauungsstruktur ähnelt stark dem zuerst betrachteten Viertel – auffällig ist jedoch der überdurchschnittlich hohe Anteil an Ein- bis Zweifamilienhäusern (fast 20 %) bei einer dennoch gleichbleibenden Dominanz von Wohnhäusern mit mehr als zehn Parteien.
Auch in anderen Stadtteilen mit unterdurchschnittlicher Urnenwahlbeteiligung – wie etwa Billstedt, Kleiner Grasbrook oder Wilhelmsburg – zeigten sich ähnliche soziale Probleme, wenn auch teilweise mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Ausprägungen bei den einzelnen Indikatoren (Prekäre Wahlen, S.3)
Abweichngen von Wahlbeteiligung und Stimmenanteilen der Parteien zwischen den Ergebnissen für den Stadtteil und denen der gesamten Stadt in der Bürgerschaftswahl 2015 in Jenfeld
Quelle: Daten: Wahlstatistik
Abweichngen von Wahlbeteiligung und Stimmenanteilen der Parteien zwischen den Ergebnissen für den Stadtteil und denen der gesamten Stadt in der Bürgerschaftswahl 2015 in Jenfeld
Quelle: Daten: Wahlstatistik
Ein Beispiel eines postmodernen Stadtteils: die HafenCity
Hamburgs neuer Stadtteil, die HafenCity, besitzt mit ihrer Nähe zur Innnstadt einen ganz zentralen Standortvorteil, der durch das Umnutzungspotential der alten Speicherhäuser in der Speicherstadt und die Frei- sowie Abrissflächen Platz für attraktive Neunutzungen bietet, die auf heutige Nutzungswünsche reagieren können.
Wohnen an der Elbphilharmonie
Vorbild für dieses größte innerstädtische Stadtentwicklungsprojekt Europas sind die Londoner Docklands, wo der einst größte Hafen der Welt aufgegeben wurde und dadurch das entsprechend genutzte Gelände für neue Nutzungen zur Verfügung stand. Hierzu zählen beipieslweise große Bürogebäudekomplexe wie Canary Wharf, wo heute ein nach der City of London zweites Finanzzentrum der britischen Metropole enstanden ist und sich die Hauptsitze von Medien- und anderen mulitnationaler Unternehmen sowie das Einkaufszentrum Jubilee Place Shopping Malls konzentrieren.
Die Docklands haben sich insgesamt seit den 1980-er Jahren zu einem Geschäftszentrum und zu einer exklusiven Wohnlage entwickelt. Hier wurden die alten Lagerhäuser und Werften nicht vollständig abgerissen, sondern soweit wie möglich in Appartementhäuser und Einkaufszentren umgewandelt. Dadurch ist eine spannende und kontrastreiche Kombination von alter Industriearchitektur und postmodernen Ideen für Wohn- und Verwaltungsgebäude entstanden. Zu dieser Wohn- und Lebensform zählen auch die ehemaligen Docks, die inzwischen als Yachthäfen und Wassersportzentren verwendet werden.
Unter sozialen Gesichtspunkten verlief diese Umwandlung der Docklands nicht immer reibungslos, denn durch die neu errichteten Wohnungen mit einem hohen Preisniveau wurde die alteingesessenen Dockarbeiter-Bevölkerung an den Rand gedrängt. In den Docklands wird daher soziale Segregation kleinräumig sichtbar, wenn neben teuren Luxus-Appartements heruntergekommene Sozialwohnungen stehen.
Bei der Planung der Hamburger HafenCity konnten diese Erfahrungen aus London berücksichtigt werden. Hinzu kamen allerdings wichtige Besonderheiten der alten Hamburger Hafenflächen. So liegt die HafenCity sehr dicht an der Innenstadt und besitzt mit der Speicherstadt einen einmalgen städtebaulichen Schatz. Dieser Ende des 19. Jahrhunderts gebaute Lagerhauskomplex wurde nicht nur unter Denkmalschutz gestellt, sondern inzwischen auch seit 2015 zum Weltkulturerbe erklärt, was nicht zuletzt auch auf seine bauliche Qualität zurückzuführen ist. Die Planer der HafenCity konnten also mit einem vorhandenen reichen Pfund als Grundlage wuchern.
Hinzu kam die als Hamburger Landmarke und Wahrzeichen vorgesehene Elbphilharmonie, wo man nach der Fertigstellung nicht nur in der Nähe eines Konzerthauses wohnen kann, sondern unmittelbar innerhalb des Gebäudes; denn in der Elbphilharmne sind neben einem Hotel auch 45 Wohnenheiten vorgesehen.
Besonders eindrucksvoll lässt sich die Verbinung von alter Backsteinarchitektur und Postmodernität an der Elbphilharmonie selbst erkennen, da hier im Prinzip aus einem alten Hafenspeicher ein Konzerthaus entstehen sollte. Allerdings sind inzwischen vom Speicher nur noch die Außenmauern geblieben, da sich die alten Holzpfähle als weng tragfähig erwiesen haben. Aber das dürfte die Hamburger Steuerzahler weniger stören als die nicht eingehaltene Bauzeit und vor allem die auf ein Mehrfaches angestiegenen Kosten.
Elbphilharmonie
Quelle: wikipedia
Elbphilharmonie
Quelle: wikipedia
Es gibt daher in diesem neuen Hamburger Stadtteil Befürchtungen, dass sich das Wohnungsangebot einseitig an Kunden aus oberen Einkommensschichten richtet. Dem stehen zwar die Bemühungen einiger Genossenschaften gegenüber, die Mietwohnungen im mittleren Segment anbieten, doch ist deren Anteil am Wohnungsbau in der HafenCity "bislang äußerst gering".
Die statistischen Daten unterstützen diese Feststellungen, wie bereits im Vergleich der innenstädtischen Stadtteile Hamburgs deutlich wurde. Allerdings nähert sich mit dem fortschreitendem Ausbau der HafenCity und dem Zuzug weiterer Bevölkerungsgruppen die Sozialstruktur dem Hamburger Durchschnitt leicht an. So waren im Jahr 2013 von den 1.834 Bewohnern 1,6 % arbeitslos (Hamburg: 5,6 %) und der Anteil der Hartz V-Bezieher lag lediglich bei 0,2 % (im Hamburger Durchschnitt 10,2 %).
Vergleichbare Abwechngen bestanden im demografischen Bereich. Hier betrug der Anteil der unter-18-jährigen 11,1 % (Hamburg: 15,6 %) und der Anteil der Üüer-65-jährigen 10,5 % (Hamburg 18,8 %).
Eine Ursache für diese soziale Selektion sind die durchschnittliche Wohnungsgröße von 93,3 m² (Gesamt-Hamburg 74,9 m²) und die Wohnfläche pro Person von 52,7 m² (im Hamburger Durchschnitt 39,2 m²), wodurch einkommensschwächere Haushalte bereits durch eine Größenbarriere an einem Zuzug gehindert werden. Hinzu kommt das Fehlen von Sozialwohnungen. (Assall, S. 7)
Insgesamt ist die Hamburger Hafencity ist ein rund 155 ha großes, ehemals zum Hamburger Freihafen gehörendes Gebiet nahe der Landungsbrücken. Bis voraussichtlich Mitte der 2020er Jahre sollen auf diesem Areal nach und nach Wohneinheiten für bis zu 12.000 Personen und hauptsächlich Büroarbeitsplätze für bis zu 40.000 Personen entstehen.
Stimmenaneile der Parteien in der Bürgerschaftswahl 2015 im Stadtteil HafenCity
Datenquelle: 2015, S. 20
Das Wahlverhalten in der Bürgerschaftswahl 2015 scheint die Selektion der Einwohner zu bestätigen. Man findet so eine Form postmodernen Wahlverhaltens in einem Stadtteil, in dem der Durchschnitttshaushalt ein Einkommen bezieht, das fast an das der Elbvororte heranreicht. Es hat offensichtlich einen besonderen Reiz, neben den Attraktionen der Speicherstadt zu leben oder demnächst neben oder so gar in der Elbphilhamonie zu wohnen.
Wie das Kreisdiagramm zeigt, besitzen die Bewohner nicht nur ein ganz spezielles Einkommen und besondere Wohnpräferenzen, sondern ebenfalls ein typisches Wahlverhlten. So liegt hier die Wahlbeteiligung mit 68,4 % deutlich über dem städtischen Durchschnitt, was für Neubauviertel nicht unbedingt die Regel ist.
Im Vergleich zur Alt- und Neustadt lasen sich in der HagenCity weniger Einpersonenhaushalte als in den beiden anderen Innenstadtbereichen finden. De HafenCity präsentrt sich somit als ein Staddtteil,in dem praktisch weder Arbeitslose noch Hartz IV-Bezieher leben. in dem die Wohnungen deutlich größer sind als sonst im Stadtbezik Mitte oder in ganz Hamburg, die jedoch nicht in Ein- oder Zweifamilienhäusern zu finden. sind. Die Bewohner von Hamburgs neuem Stadtteil leben In Eigentumswohnungen, die doppelt so teuer sind wie im Hamburger Durchschnittt.
Man kann daraus schließen, dass man für einen Zuzug in die HafenCity nicht nur ein notwendigerweise höheres Einkommen benötigt, sondern besondere zusätzliche Wohnpräferenzen: Man möchte in der Nähe vom Erlebnisangebot der Innenstadt leben, die Events nutzen und und vom Image profitieren, aber durch den Erwerb einer Eigentumswohnung weniger Hausbesitzerpflichten übernehmen wie bei der klassischen Alternative eines Häuschens im Grünen.
Die statistischen Daten unterstützen diese Feststellungen, wie bereits im Vergleich der innenstädtischen Stadtteile Hamburgs deutlich wurde. Allerdings nähert sich mit dem fortschreitendem Ausbau der HafenCity und dem Zuzug weiterer Bevölkerungsgruppen die Sozialstruktur dem Hamburger Durchschnitt leicht an. So waren im Jahr 2013 von den 1.834 Bewohnern 1,6 % arbeitslos (Hamburg: 5,6 %) und der Anteil der Hartz V-Bezieher lag lediglich bei 0,2 % (im Hamburger Durchschnitt 10,2 %).
Vergleichbare Abwechngen bestanden im demografischen Bereich. Hier betrug der Anteil der unter-18-jährigen 11,1 % (Hamburg: 15,6 %) und der Anteil der Üüer-65-jährigen 10,5 % (Hamburg 18,8 %).
Eine Ursache für diese soziale Selektion sind die durchschnittliche Wohnungsgröße von 93,3 m² (Gesamt-Hamburg 74,9 m²) und die Wohnfläche pro Person von 52,7 m² (im Hamburger Durchschnitt 39,2 m²), wodurch einkommensschwächere Haushalte bereits durch eine Größenbarriere an einem Zuzug gehindert werden. Hinzu kommt das Fehlen von Sozialwohnungen. (Assall, S. 7)
Insgesamt ist die Hamburger Hafencity ist ein rund 155 ha großes, ehemals zum Hamburger Freihafen gehörendes Gebiet nahe der Landungsbrücken. Bis voraussichtlich Mitte der 2020er Jahre sollen auf diesem Areal nach und nach Wohneinheiten für bis zu 12.000 Personen und hauptsächlich Büroarbeitsplätze für bis zu 40.000 Personen entstehen.
Datenquelle: 2015, S. 20
Das Wahlverhalten in der Bürgerschaftswahl 2015 scheint die Selektion der Einwohner zu bestätigen. Man findet so eine Form postmodernen Wahlverhaltens in einem Stadtteil, in dem der Durchschnitttshaushalt ein Einkommen bezieht, das fast an das der Elbvororte heranreicht. Es hat offensichtlich einen besonderen Reiz, neben den Attraktionen der Speicherstadt zu leben oder demnächst neben oder so gar in der Elbphilhamonie zu wohnen.
Wie das Kreisdiagramm zeigt, besitzen die Bewohner nicht nur ein ganz spezielles Einkommen und besondere Wohnpräferenzen, sondern ebenfalls ein typisches Wahlverhlten. So liegt hier die Wahlbeteiligung mit 68,4 % deutlich über dem städtischen Durchschnitt, was für Neubauviertel nicht unbedingt die Regel ist.
Im Vergleich zur Alt- und Neustadt lasen sich in der HagenCity weniger Einpersonenhaushalte als in den beiden anderen Innenstadtbereichen finden. De HafenCity präsentrt sich somit als ein Staddtteil,in dem praktisch weder Arbeitslose noch Hartz IV-Bezieher leben. in dem die Wohnungen deutlich größer sind als sonst im Stadtbezik Mitte oder in ganz Hamburg, die jedoch nicht in Ein- oder Zweifamilienhäusern zu finden. sind. Die Bewohner von Hamburgs neuem Stadtteil leben In Eigentumswohnungen, die doppelt so teuer sind wie im Hamburger Durchschnittt.
Man kann daraus schließen, dass man für einen Zuzug in die HafenCity nicht nur ein notwendigerweise höheres Einkommen benötigt, sondern besondere zusätzliche Wohnpräferenzen: Man möchte in der Nähe vom Erlebnisangebot der Innenstadt leben, die Events nutzen und und vom Image profitieren, aber durch den Erwerb einer Eigentumswohnung weniger Hausbesitzerpflichten übernehmen wie bei der klassischen Alternative eines Häuschens im Grünen.
Beim Wahlverhalten bedeutet das, wie das Kreisdiagramm zeigt, neben einem hohen SPD-Anteil an den Wählerstimmen ungewöhnliche zahlreiche FDP-Stimmen. Damit liegt die liberale Partei sehr deutlich vor den Christdemokraen, während die Grünen und vor allem die Linke relativ niedrige Anteilswerte aufweisen.
Gentrifizierung der Stadtteile St. Georg und Sternschanze
Den Hamburger Entscheiungsträgern, also in diesem Fall Politikern und Immobilineinvestoren, ist es mehrfach gelungen, sozial benachteiligte Stadttteile wieder aufzuwerten. Das ist sehr vorteilhaft für das Stadtbild, für die vorhandenen Einwohner jedoch häufig mit höheren Mieten verbunden, sodass sie ihre aufgewertete Wohnung verlassen müssen. Wegen dieses so entstehenden Verdrängungseffektes wird diese Gentrifizierung daher auch kritisch bewertet.
Ein bekanntes Beispiel ist der Stadtteil St. Georg nördlich von Hauptbahnhof und Kunsthalle, wo bis in die 1900-er Jahre Drogen und Prostitution soziale Probleme darstellten. Das hat sich jedoch seit etwa 1998 geändert, als es wieder chic wurde, in St. Georg zu wohnen. Einen wichtigen Beitrag zu dieser heutigen Funktion des Viertels hat die Aufwertung der Langen Reihe geleistet. Im Zuuge von Modernisirungen stiegen hier die Mietpreise, wurde vermehrt Mietwohnraum in Eigentumswohnungen umgewandelt und es wurden Vor- und Nachkriegsbauten abgerissen, um Platz für Neubauten mit Eigentumswohnungen zu schaffen. Dadurch wurde die multikulturelle, bunte Einwohnerstruktur durch eine zahlungskräftigere Klientel verdrängt.
Die bis Ende der 1980er-Jahre zahlreich vertretenen kleinen Handwerks- und Gewerbebetriebe sind damit nach und nach durch schicke Straßencafés und Boutiquen ersetzt worden. Damit zeichnet sich die Lange Reihe inzwischen durch ein sehr gemischtes Angebot an Läden und Gastronomiebetrieben aus.
Dadurch ging jedoch das alternative Flair nicht verloren, zumindest nicht an der Langen Reihe, die sich zu einer Straße gemausert hat, an der Künstler, Angestellte und Freaks shoppen gehen und wo man sich abends in einer der Bars oder im Restaurant trifft. Gerade wegen dieser multikulturellen Vielfalt ist die Straße besonders beliebt und kann damit sogar das Image des gesamten Wohnquartiers prägen.
Zum heutigen Image von St Georg tragen die zentrale Lage und ein großes Angebot an preiswerten Hotels und Pensionen bei, die St. Georg in ein beliebtes Reiseziel für Rucksacktouristen verwandelt haben.
Wenn sich die Bevölkerungs- und damit auch Wählerstruktur in einem Viertel schneller ändert als in der Gesamtstadt, wie das für eine Gentrifizierung zutrifft, lässt sich ein Wandel des Wahlverhaltens erwarten.
Im Grundmodell kann man dabei von einem sozial benachteiligten Gebiet ausgehen, das üblicherweise in Deutschland eine niedrige Wahlbeteiligung und hohe Anteile der SPD und der Linken aufweist. Die weitere Entwicklung hängt dann von der besonderen Standortqualität ab, da beispielsweise Single-Haushalte als Träger alternativer Lebensformen eine gute Altbauqualität und eine Nähe zur Innenstadt und auch zu Hochschulen bevorzugen. Wenn im Zuge der Wohnungsmodernisierung diese Standortvorteile realisiert werden, ist mit einer entsprechenden Zuwanderung und steigenden Anteilen grüner Wähler zu rechnen.
Bei der Modernisierung können in besondern Fällen auch Wohnungen gebaut werden, die auch durchschnittlich verdienende Akademiker nicht mehr bezahlen können. Das triftt etwa in Vierteln zu, die fast einmalige Lagevorzüge innerhalb einer Stadt bieten können, also etwa die enge Nachbarschaft von Kultur, Szenegastronomie, vielfältigen Events, einem Hautbahnhof und einem innenstädtischen See wie das für St. Georg in Hamburg zutrifft.
Den Hamburger Entscheiungsträgern, also in diesem Fall Politikern und Immobilineinvestoren, ist es mehrfach gelungen, sozial benachteiligte Stadttteile wieder aufzuwerten. Das ist sehr vorteilhaft für das Stadtbild, für die vorhandenen Einwohner jedoch häufig mit höheren Mieten verbunden, sodass sie ihre aufgewertete Wohnung verlassen müssen. Wegen dieses so entstehenden Verdrängungseffektes wird diese Gentrifizierung daher auch kritisch bewertet.
Ein bekanntes Beispiel ist der Stadtteil St. Georg nördlich von Hauptbahnhof und Kunsthalle, wo bis in die 1900-er Jahre Drogen und Prostitution soziale Probleme darstellten. Das hat sich jedoch seit etwa 1998 geändert, als es wieder chic wurde, in St. Georg zu wohnen. Einen wichtigen Beitrag zu dieser heutigen Funktion des Viertels hat die Aufwertung der Langen Reihe geleistet. Im Zuuge von Modernisirungen stiegen hier die Mietpreise, wurde vermehrt Mietwohnraum in Eigentumswohnungen umgewandelt und es wurden Vor- und Nachkriegsbauten abgerissen, um Platz für Neubauten mit Eigentumswohnungen zu schaffen. Dadurch wurde die multikulturelle, bunte Einwohnerstruktur durch eine zahlungskräftigere Klientel verdrängt.
Die bis Ende der 1980er-Jahre zahlreich vertretenen kleinen Handwerks- und Gewerbebetriebe sind damit nach und nach durch schicke Straßencafés und Boutiquen ersetzt worden. Damit zeichnet sich die Lange Reihe inzwischen durch ein sehr gemischtes Angebot an Läden und Gastronomiebetrieben aus.
Dadurch ging jedoch das alternative Flair nicht verloren, zumindest nicht an der Langen Reihe, die sich zu einer Straße gemausert hat, an der Künstler, Angestellte und Freaks shoppen gehen und wo man sich abends in einer der Bars oder im Restaurant trifft. Gerade wegen dieser multikulturellen Vielfalt ist die Straße besonders beliebt und kann damit sogar das Image des gesamten Wohnquartiers prägen.
Zum heutigen Image von St Georg tragen die zentrale Lage und ein großes Angebot an preiswerten Hotels und Pensionen bei, die St. Georg in ein beliebtes Reiseziel für Rucksacktouristen verwandelt haben.
Wenn sich die Bevölkerungs- und damit auch Wählerstruktur in einem Viertel schneller ändert als in der Gesamtstadt, wie das für eine Gentrifizierung zutrifft, lässt sich ein Wandel des Wahlverhaltens erwarten.
Im Grundmodell kann man dabei von einem sozial benachteiligten Gebiet ausgehen, das üblicherweise in Deutschland eine niedrige Wahlbeteiligung und hohe Anteile der SPD und der Linken aufweist. Die weitere Entwicklung hängt dann von der besonderen Standortqualität ab, da beispielsweise Single-Haushalte als Träger alternativer Lebensformen eine gute Altbauqualität und eine Nähe zur Innenstadt und auch zu Hochschulen bevorzugen. Wenn im Zuge der Wohnungsmodernisierung diese Standortvorteile realisiert werden, ist mit einer entsprechenden Zuwanderung und steigenden Anteilen grüner Wähler zu rechnen.
Bei der Modernisierung können in besondern Fällen auch Wohnungen gebaut werden, die auch durchschnittlich verdienende Akademiker nicht mehr bezahlen können. Das triftt etwa in Vierteln zu, die fast einmalige Lagevorzüge innerhalb einer Stadt bieten können, also etwa die enge Nachbarschaft von Kultur, Szenegastronomie, vielfältigen Events, einem Hautbahnhof und einem innenstädtischen See wie das für St. Georg in Hamburg zutrifft.
Stimmenanteile der Parteien in den Bürgerschaftswahlen 2001-15 in St. Georg (Werte in %)
Jahr/ Partei
|
2001
|
2004
|
2008
|
2011
|
2015
|
Wahlbeteiligung
|
65,4
|
65,1
|
63.6
|
61,1
|
59,8
|
SPD
|
37,2
|
29,0
|
35,7
|
42,0
|
36,7
|
CDU
|
16,0
|
31,3
|
29.8
|
12,4
|
8,6
|
Linke
|
-
|
-
|
10,2
|
11,9
|
16,7
|
FDP
|
3,8
|
2,0
|
4,3
|
5,3
|
7,6
|
Grüne
|
20,4
|
28,9
|
17,9
|
21,3
|
20,8
|
AfD
|
12,2 (Schill) | 2,4 (Schill) | - | - | 3,9 |
Quellen: Hamburger Wahlstatistik
Diese soziale Entwicklung kann man weitgehend aus den Wahlergebnissen für St. Georg abesen, wo von einem generellen sozialen Brennpunkt keine Rede sein kann, da hier die Wahlbeteiligung recht hoch und der SPD-Anteil unterdurchschnittlich ist. Überdurchschnittlich sind hingegen im Vergleich zur Gesamtstadt neben der Wahlbeteiligung die Anteile von Grünen, Linken und FDP, nachdem hier 2004 noch die CDU stärkste Partei war. Das hat sich jedoch dramatisch geändert, wenn man auf den aktuellen Stimmenanteil von 8,6 % sieht.
Die Werte für die Grünen Anfang der 2.000-er Jahre und der aktuelle Anteil der FDP zeigen hier aktuell eine bauliche und soziale Aufwertung des Stadtteils an.
Sternschanze: nicht allein die Rote Flora
Der Hamburger Stadtteil Sternschanze, der heute eine Hochburg der Hamburger Grünen und Linken ist, zeichnet sich durch eine weitgehend geschlossene Altbauweise aus. Mit etwa einem halben Quadratkilometer handelt es sich flächenmäßig um den kleinste Stadtteil der Hansestadt, der jedoch mit über 13.000 Einwohnern pro Quadratkilometer sehr dicht besiedelt ist.
Insbesondere ab den 1970-er Jahren zogen wegen der hohen Verkehrsbelastung und der vergleichsweise wenigen Grünflächen viele Familien fort, während gleichzeitig Studenten die Sternschanze als Uni-nahes und preisgünstiges Wohngebiet entdeckten. Auch die zentrale Lage und die gute Verkehrsanbindung spielten insbesondere für junge Leute als Argumente für den Zuzug eine bedeutende Rolle, so dass sich der Stadtteil nach und nach von einen reinen Familienwohngegend zu einem alternativen Viertel entwickelte.
Bundesweit bekannt wurde die Sternschanze seit 1988, als dort der Umbau des autonomen Kulturzentrums Roten Flora zu einem Musicaltheater durch teilweise gewalttätige Demonstrationen verhindert wurde. Seitem sind die Rote Flora und der Stadtteil Sternschanze Symbole eines linksradikalen Widerstandes. Gewalt gegen Sachen durch die autonome Szene bezieht sich im Schanzenviertel jedoch nicht nur auf die Rote Flora. Hinzukommen Pflastersteinwürfe, durch die die Schaufensterscheiben von kleinen Geschäften zum Bersten gebracht werden, und Krawalle als Abschluss jährlicher alternativer Demonstrationen zum 1. Mai (Annoff).
Rote Flora 2007
Quelle: wikipedia
Die Sternschanze hatte unter der in den 1990-er Jahren betriebenen Verdrängungspolitik von Drogenkonsumenten und -händlern vom Hauptbahnhof und von St. Georg zu leiden. Die betroffenen Personengruppen suchten sich insbesondere den Sternschanzenpark als Betätigungs- und Aufenthaltsort aus und machten ihn damals zu einem der Drogenzentren in Hamburg.
Einen deutlichen Wandel brachte der Internet-Boom von 1998 bis 2001 für den Uni-nahen Stadtteil, als sich hier Start-Ups der New Economy wie etwa Kabel New Media am Schulterblatt ansiedelten, die dann allerdings mit dem Platzen der Börsenblase des deutschen Neuen Marktes in existenzielle Schwierigkeiten gerieten.
Inzwischen beobachten viele Bewohner im Stadtteil eine fortwährende Gentrifizierung, die immer wieder öffentlich diskutiert wird. Das gilt nicht zuletzt in Verbindung mit den fast regelmäßigen sozialen Unruhen, die teilweise intellektuell durch eine denkbare Verdrängung von Teilen der Wohnbevölkerung begründet werden können. Allerdings müsste sich eine tatsächliche Gentrifizierung auch in Veränderungen der Wahlergebnisse niederschlagen.
Stimmenanteile der Parteien in den Bürgerschaftswahlen 2004-15 im Schanzenviertel (Anteile in %)
Jahr/Partei
|
2004
|
2008
|
2011
|
2015
|
Wahlbeteiligung
|
64,9
|
63,5
|
60,1
|
56,1
|
SPD
|
29,5
|
40,7
|
37,9
|
26,6
|
CDU
|
16,1
|
13,3
|
4,1
|
2,9
|
Linke
|
-
|
16,2
|
19,8
|
29,1
|
FDP
|
1,5
|
1,9
|
2,8
|
3,6
|
Grüne
|
40,5
|
24,9
|
24,9
|
27,0
|
AfD
|
-
|
-
|
-
|
1,3
|
Anmerkung: 2004: Daten durch Umrechnung der Wahlen von 2004 (2008, S 11)
Quellen: Hamburger Wahlstatistik
Vor allem die Nähe zur Universität und das Fehlen der unmittelbr angrenzenen Innenstadt sowie von großen Kunstangeboten, wie sie St. Georg mt der Kunsthalle und dem Schauspielhaus bieten kann, dürfte zu einer deutlichen abweichenden Einwohner- und Wählerstruktur geführt haben. So besitzen sowohl die Linke als auch die Grünen mit der Sternschanze eine ihrer Hochburgen, da für beide Parteien insgesamt über 56 % der Stimmen abgegeben wurden, während die FDP und die CDU bei jeweils nur etwa 3 % lagen. Vom Wahlergebnis her dürfte somit keine reale Gentrifizierung erkennbar sein, aber möglicherweise mit einer befürchteten Politik gemacht werden.
Hamburgs besondere Wählerbewegungen in sozalräumlicher Sicht
Der Blick auf die sozialräumlich geordnete aktuelle Parteienlandschaft Hamburg hat kaum gravierende Abweichungen etwa zum deutschen Parteiensystem gezeigt. Das war jedoch nicht immer so. Vielmehr haben die angeblich so kühlen Hanseaten in dieser Hinsicht voller Überraschungen gesteckt.
Eine Stadt mobiler Wähler
Diese Entwicklung begann 1993, als eine Reihe kleinerer Parteien zulasten der großen und bereits in der Bürgerschaft vertretenen Parteien deutliche Gewinne erzielen konnten. Das galt 1993 für rechte Gruppen wie die DVU und die Republikaner und mit einer weniger leicht einzuordnenden Programmatik für die Statt Partei, die als Abspaltung von der CDU entstanden ist und sich für mehr Transparenz und weniger Parteienklüngel in der Politik einsetzte.
Obwohl alle drei Parteien rlaiv hohe Anteile erreichte, gelang nur der Stattppartei der Spring über die 5 %-Hürde. Die Republikaner scheiteren hingegen ganz knapp und neben der DVU erreichte auch die Seniorenpartei "Die Grauen" noch mehr als 1 % der Stimmen. Typisch für diese Hamburger Wahl war damit die starke Zersplitterung bei der Stimmabgabe, denn auch die noch kleineren sonstige Parteien erreichten zusätzliche 2 % der Stimmen. (vgl. Diagramme)
Quelle: wikipedia
Aufgrund des sozialökologischen Ansatzes der Hamburger Stadtstatistiker lassen sich die Wähler dieser Neulinge nach ihren Sozialräumen leicht einordnen, wie das folgende Diagramm zeigt. Danach ähneln sich die rechten Parteien in sozialökologischer Sicht.
Sozialökologische Typisierung der Parteien im Zeitraum 1966 - 1993
Quelle: 1993, S. 315
Interessant ist der Unterscheid der „kleinen Parteien“ in den Wahlen 1991 und 1993. Während 1991 die vier etablierten Parteien SPD, CDU, GAL und FDP noch 95,7 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen konnten, waren es 1993 nur noch 83,2. In dieser offenbar misstrauischen Stimmung gegenüber den Parteien in der Bürgerschaft konnten auch „die Grauen“ ihr Wahlergebnis fast verdoppeln.
Erfolgreich war hingegen die Hamburger Neugründung "Statt Partei", die hier aus einem Eklat zwischen der Parteiführung der CDU und einen als „CDU-Rebellen“ bekannt gewordenen Gruppe um den Verleger Markus Wegner hervorgegangen ist. In dem Streit ging es um die Aufstellung der Wahllisten, deren Zusammensetzung nach der Meinung der Kritier nicht diskutiert wurde, sondern die nur als Ganzes zur Abstimmung vorgelegt wurden, was nach ihrer Ansicht ein Verstoß gegen die Wahlgesetze ist.
Das Hamburger Verfassungsgericht sah in enem Urtil von Anfang Mai 1993 ebenfalls diese Defizite im Kandidatennominierungsverfahren, erklärte die Bürgerschaftswahlen von 1991 für ungültig und ordnete in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland erstmals Neuwahlen an.
Das Hamburger Verfassungsgericht sah in enem Urtil von Anfang Mai 1993 ebenfalls diese Defizite im Kandidatennominierungsverfahren, erklärte die Bürgerschaftswahlen von 1991 für ungültig und ordnete in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland erstmals Neuwahlen an.
Durch dieses Urteil ergaben sich bereits wichtige Programmpunkte der neuen Statt Partei für die gerichtlich erreichte Neuwahl, indem man sich gegen Parteienklüngel un fr Transparenz aussprach. Hinzu trat jedoch ein verndertes Konzet von Politik. Das drückte sich in der Bezeichnung „Statt“ aus, die auch als fiktive Abkürzung „STATT“ geschrieben wurde, und in erster Linie Protest ausdrücken sollte. Auch wolte sich die Wählervereinigung nicht selber als Partei verstehen und betonte daher, dass ihr Wahlprogramm von Ideologien sei.
De Forderungen bezogen sich daher auf eine verstärkte direkte Demokratie durch Volksinitiativen, Volksbegehren und Volksentscheide, eine drastische Reduzierung der staatlichen Wahlkampfkostenerstattung und die Abschaffung des Fraktionszwangs. (2004, S.8)
Schaut man auf die repräsentative Wahlstatistk konnte die Statt Partei mit den 45- bis 60-jährigen eine Altersgrupppe besonders gut ansprechen; denn unter ihnen gab ihr jeder Dritte der Statt Partei seine Stimme. (1993, S. 366)
In sozialräumlicher Sicht war man in den CDU-Hochburgen der Elbvororte und Walddörfer erfolgreich, wo man mehrfach über 10 % der Stimmen erzielen konnte, so in Wohldorf-Ohlstedt mit einem Spitzenwert von 10,6 %. Ganz anders sah es in der ländlich geprägten CDU-Hochburg Marschlande aus, wo die Statt Partei in Tatenberg nur auf 1,2 % der Stimmen kam (1993, S. 339, 357 und 371 sowie Karte XII).
Die rechten Parteien erzielten ihre Erfolge hingegen in völlig anderen Sozialräumen, un zwar den sozialen Brennpunkten in alten und neuen Großsiedlungen und nicht zuletzt in Hafennähe, wo sich der Niedergang der alten Hafenwirtschaft deutlich bemerkbar machte. Den höchsten Anteilswert erreichten die beiden Parteien mit insgesamt 26 % in einer Wilhelmsburger Schule an der Krieterstraße. (1993, S. 355 ff. )
Datenquelle: 2001, S. 33
Auch ein Teil des Hamburger Wahlverhaltens: Die Schill-Wahl 2001
Diese Entwicklung, die auch in anderen Bundesländern auf Aufmerksamkeit stieß, wo die Statt Partei in Niedersachsen 1994 mit 1,3 % Stimmenanteil von mehr als jedem hundersten Wähler die Stimme erhielt, stand jedoch erst am Anfang dieser kreativen Jahre des politischen Hamburgs. Die große Sensation kam im Jahr 2001, als ein politisches Kleinkind auf Anhieb knapp 20 % der Stimmen in der Bürgerschaftswahl erzielte und gleich im Rahmen einer Koalition mit CDU und FDP den alten Senat stürzen konnte.
Schill 2004 (Quelle: Wahlatlas)
Zentrales Wahlkampfthema war 2001 die Innere Sicherheit in der Hansestadt, für die der Parteigründer Ronald Barnabas Schill die Rolle eines neuen Listenführers fast ideal besetzte, da er sich als "Richter Gnadenlos" in der Boulevardpresse einen Namen gemacht hatte. Dieser Ruf hatte den Vorsitzenden der Partei Rechtsstaatlihe Offensive (PRO) zu einem beliebten Interviewpartner in den Medien gemacht, worin er allgemein eine härtere Bestrafung insbesondere von Wiederholungstätern forderte und ein von ihm behauptetes „Kartell strafunwilliger Jugendrichter in Hamburg“ anprangerte. Hinzu kam der Einsatz für eine restrtve Ausländer- und Flüchtlingspolitik, wobei auch her hier eine erhöhte Kriminalitätsgefahr als Argument diente.
Die Schill-Partei hatte sich so weitgehend als Ein-Themen-Partei entwickelt, womit sie allerdings eine breite Wählerschaft ansprach, sodass einige Wahlforscher in ihr eine "kleine" Volkspartei sahen. Für diese Einschätzung sprach der breite Siegeszug in der Wahl, die Schill in 43 Stadtteilen Stimmenanteile von über 20 % brachte, während seine Partei nur in den beiden Stadtteilen Rotherbaum und Eppendorf knapp unter 10 % blieb.
Nach der Analyse der Hamburger Wahlstatistiker erzielten die SPD und die Schill-Partei relativ hohe Stimmenanteile in Stadtteilen mit geringem sozialen Status, für den die Indikatoren viele Bezieher von Transferleistungen, eine hohe Arbeitslosenquote, ein niedriges Jahresdurchschnittseinkommen sowie ein schlechtes Bildungsniveau der Bevölkerung stehen. (2001, S. 19)
Die besten Ergebnisse können die Newcomer in Wilhelmsburg (34,9 Prozent) und Neuland/Gut Moor (32,5 Prozent) erzielen. Dabei waren es im Wilhelmsburger Wahlbezirk Kurdamm 8 sogar 42,5 %.
Besonders stark war die Schill-Partei mit vielfach über 25 Prozent der Stimmen auch in den ländlich strukturierten Stadtteilen der Vier- und Marschlande (z. B. Spadenland, Moorfleet, Tatenberg) und im Süden des Bezirks Harburg (Wilstorf, Sinstorf, Langenbek), aber auch in Billstedt (27,6 Prozent) und Rothenburgsort (27,3 Prozent). (2001, S. 31)
Allerdings erhielt die PRO gleichzeitig sowohl in Gebieten mit hoher als auch mit niedriger Arbeitslosigkeit sowie gleichermaßen in Bereichen mit vielen und wenigen Sozialhilfeempfängern Stimmenanteile, die etwa dem Landesdurchschnitt entsprachen.
Geringen Zuspruch fand die Schill-Partei hingegen in Stadtteilen mit einem hohem Bildungsstatus und einem hohen durchschnittlichen Einkommen.
Die Differenzen zum Stadtergebnis betragen hier im Durchschnitt minus 5,7 sowie minus 4,7 Prozentpunkte. Deutlich unterdurchschnittlich sind die Ergebnisse in den statushohen Stadtteilen um die Alster, z. B. Hoheluft-Ost (10,2 Prozent), Winterhude (12,3 Prozent) sowie Uhlenhorst (13,0 Prozent) und in den Elbvororten (z. B. Groß Flottbek 11,0 Prozent, Othmarschen 12,8 Prozent sowie Nienstedten 14,0 Prozent)
Schill erreichte überproportionale Stimmenanteile vor allem bei den Unter- und Mittelschichten. Nach der repräsentativen Wahltagsbefragung von Infratest dimap gaben ihm unter den Arbeitern 29 Prozent und von den einfachen Angestellten 25 Prozent ihre Stimme. Die Unterschiede zwischen den Bildungsgruppen sind eklatant: Während rund 24 Prozent der Wähler mit einfacher Schulbildung (einschließlich Mittlerer Reife) für Schill stimmten, waren es nur 12 Prozent mit Abitur. Geschlechtsspezifisch erreichte er erheblich mehr Stimmen bei Männern der Altersgruppe über 45 Jahre (25 %), die niedrigsten Stimmenwerte bei Frauen zwischen 25 und 45 Jahren (13 %).
Vor allem für ältere Wähler ist die Partei Rechtsstaatlicher Offensive attraktiv: Bei den über 45-jährigen Wählerinnen und Wählern gewinnt sie 21 Prozent und mehr, in den jüngeren Altersgruppen kann sie dagegen nur unterdurchschnittliche Anteile zwischen 14,6 % und 16,1 % erzielen.
Diese Partei wird eher von Männern als von Frauen gewählt (21,9 % gegenüber 16,4 %); besonders markant ist der Anteil von 28,7 % bei den 60-jährigen und älteren Männern. Es handelt sich dabei um die Bevölkerungsgruppen, die sich stärker als andere subjektiv unsicher fühlen und die durch die darauf in besonderer Weise abgestellten Wahlkampfthemen der Schill-Partei angesprochen wurden. (2001, S. 28)
Die Wahlanalyse von infratest dimap zur Bürgerschaftswahl 2001 belegt eindeutig:
Etwa drei Viertel der Wähler nannte Innere Sicherheit als ausschlaggebendes Thema
ihrer Wahlentscheidung und die Hälfte das Thema Ausländerpolitik. Der hohe Stimmenanteil
der „Schill-Partei“ ist also auf landesspezifische Fragen und die Person
Schills zurückzuführen.
Für 95 Prozent seiner Wähler stand Schill für Sicherheit und Ordnung in Hamburg.
Andererseits polarisiert Schill auch, da große Teile der Bevölkerung ihn vehement
ablehnten.
Der Erfolg der „Schill-Partei“, die von gut 165.000 Bürgern gewählt wurde, lag auch in der breiten sozialen Streuung des Wählerpotenzials. Im Gegensatz zu
rechtsradikalen Parteien, die in früheren Wahlen vor allem auf Kosten einer der großen Parteien in einigen Ländern zweistellige Ergebnisse erzielen konnten – zuletzt
die DVU 1998 in Sachsen-Anhalt mit fast 13 Prozent, hatte Schill Wähler in allen sozialen
Schichten.
Den Wechsel nach 44 Jahren SPD-Herrschaft hat demnach in Hamburg
die ältere Generation zustande gebracht: Bei den Wählern unter 45 Jahren behielt
Rot-Grün weiterhin eine absolute Mehrheit.
Dass Schill in nahezu alle Wählerschichten eindringen konnte, belegt auch die Wählerwanderungsbilanz:
Drei etwa gleich große Gruppen wanderten zu Schill: 36.000
Wähler kamen von der regierenden SPD, 37.000 von der oppositionellen CDU sowie
38.000 von den nicht in der Bürgerschaft vertretenen Parteien. In grüne und liberale Wählerschichten konnte Schill hingegen nicht eindringen. Allerdings haben die Grünen kräftig an die SPD verloren, die damit
ihre Einbußen an Schill kompensieren konnten.
Das soziale Profil der „Schill-Partei“ schlägt sich auch in der regionalen Verteilung
nieder. Am wenigsten Stimmen – mit nur wenig über 10 Prozent – erzielte Schill im
nördlichen Bereich der inneren Stadt: einerseits in den besseren Wohngegenden
rund um die Alster, in Elmsbüttel und Harvestehude; andererseits in den alternativen
Quartieren von Altona, Ottensen, St. Pauli und St. Georg. Der Gegenpol liegt eher im
Süden und Südosten. Der Stadtbezirk mit den höchsten Schill-Anteilen war Harburg
(27,4 %), absoluter Spitzenreiter dabei das Problemgebiet Wilhelmsburg, wo
Schill mit 35 Prozent nur ganz knapp hinter der SPD rangierte. Seinen Spitzenwert rreichte er im Wahlbezirk am Kurdamm in Wilhelmsburg mit 42,5 %; damit wurde PRO stärkste Partei auch dank einer höheren Wahlbeteiligung von 71,0 %. Ebenfalls sehr hohe Werte
(zwischen 26 % und 28 %) gab es für Schill in den östlich angrenzenden Hafen,
Industrie- und Arbeitergebieten.
Die Verteilung der Wählerschaft hat somit auch die sozialen Spannungen in
der modernen Großstadt Hamburg sichtbar gemacht. (2002)
Anteil der Parteien bei der Bürgerschaftswahl 2001 in Wilhelmsburg
Datenquelle: 2001, S. 33
Das sozial benachteilgte Wilhelmsburg war bei dem Kantererfolg der Schill-Partei die Hochburg dieser jungen Partei, die 34,9 % der Stimmen errang und damit knapp hinter der SPD zweitstärkste Partei wurde. Dabe dürften die Stimmen vor allem von den kleinen Parteien gekommen sein, die hier über 19 Prozentpunte verloren haben sowie von SPD und CDU, die Verluste von jeweils zwar sechs Prorentpunkten verbuchen mussten.
Auch wenn sich so das Ergebnis mithilfe der Grundrechenarten erläutern lässt, bleibt es ein sensationeller Einbruch in die sich üblicherweise recht beständig entwickelnden Muster des Wahlverhaltens. Dort sind derartig heftige Sprünge nicht nur in räumlichen, sondern auch in zeitlichen Analysen große Ausnahmen, aber dennoch möglich, wie das Jahr 2001 gerade in Wilhelmsburg belegt. Aber 2004 erfolgte nach internen Streitigkeiten innerhalb der neuenPartei eine mehr als deutliche Korrektur; denn PRO fiel auf nur noch zwei Sitze in der Bezirksversammlung Harburg und bei der gleichzeitigen Bürgerschaftswahl in Wilhelmsburg, der damaligen Hochburg, erreichte Schill mit seiner neuen Parteiverbindung Pro DM/ Schill nur noch 8,2 % der Stimmen. Damit lagen Schills alte und neue Partei mit 0,4 % bzw. 3,1 % deutlich unter der 5 %-Klausel.
Wie diese Hamburger Erfahrungen zeigen, ähneln sich Wahlergebnisse zwar häufig über Jahre und Stadtteile hinweg sehr stark, aber sie können auch plötzliche spannende neue Entwicklungen bieten, da der soziale Wandel zwar manchmal zu schlafen scheint, aber immer lebt.
Quellen:
Annoff, Michael, Feldforschung mit Pflasterstein
Ethnographisches Arbeiten
in und mit protestierenden Städten, in: Fensterplatz. Zeitschrift für Kulturforschung, Heft 2, 1910, S. 12 - 29.
Brunner, Wolfram, Graf, Jutta und Neu, Viola, Analyse der Bürgerschaftswahl in Hamburg vom 23.09.2001, Sankt Augustin, September 2001.
Gagné, Jérémie Felix und Lieckefett, Michael, Programm Zukunft der Prekäre Wahlen. Milieus und soziale Selektivität der Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2013. Stadtbericht Hamburg, Gütersloh 2013.
Loll, Bern-Uwe, Schaubild des Monats. Korrelation zwischen Stimmenanteilen für Parteien und sozialräumlichen Merkmalen auf Ortsteilebene bei den Bürgerschaftswahlen 1966 - 1993, in: Hamburg in Zahlen, Heft 10,1993, S. 315.
Schmitz, Michael, Die „Schill-Partei“ – Analyse der „Partei Rechtsstaatlicher Offensive“ nach den Landtagswahlen in Hamburg und Sachsen-Anhalt, Sankt Augustin, April 2002.
Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (Hg.), Wahlen zur Bürgerschaft und zu den Bezirksversammlungen am 20. Februar 2011. Band 1: Analyse, Hamburg 2011.
Dass., Hamburger Stadtteil-Profile 2013. NORD.regionalBand 15 der Reihe „NORD.regional“ Hamburg 2014.
Dass., Wahlen zu den Bezirksversammlungen am 25. Mai 2014. Band 1: Analyse, Hamburg 2014.
Dass., Analyse der Wahlen zu den Bezirksversammlungen in Hamburg am 25. Mai 2014. Teil 2: Ergebnisse in den Wahlkreisen, Hamburg 2014.
Dass., Analyse der Wahlen zu den Bezirksversammlungen in Hamburg am 25. Mai 2014. Teil 3: Stadtteilergebnisse, Wahlverhalten nach sozialstrukturellen Merkmalen und in Hochburgen, Hamburg 2014
Dass., Sozialleistungen in den Hamburger Stadtteilen. Weiterhin große Unterschiede zwischen den Stadtteilen - Gesamtzahl der Emfänger praktisch unverändert. Hamburg 2014 (Statistik informiert... I/ 2014)
Dass., Erfahrungsbericht des Landeswahlleiters, der Bezirkswahlleitungen und des Statistischen Amts für Hamburg und Schleswig-Holstein zu der Wahl zur Bürgerschaft am 15. Februar 2015 Hamburg, 15. Mai 2015
Statistisches Landesamt der Freien und Hansestadt Hamburg (Hg.), Fakten und Analysen zm Thema Wahlverhalten. Analyse der Wahlen zur
Bürgerschaft und zu den Bezirksversammlungen am 23. September 2001, Hamburg, September 2001 (Band 9 der Reihe „STATISTIK. MAGAZIN. HAMBURG“)
Walter, Erich, u.a., Analyse der Hamburger Wahlen am 19. September 1993 - erstellt auf der Grundlage des vorläufigen Endergebnisses, in: Hamburg in Zahlen, Heft 10,1993, S. 316 - 373.
Stadt- und Wahlatlanten
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Atlas zu den Wahldaten 2004 - 2009
Wahlatlas zur Europawahl 2014
Wahlatlas zur Bezirksversammlungswahl 2014
Wahlatlas zur Bürgerschaftswahl 2015
Sozialdatenatlanten
Hamburger Stadtteil-Profile 2013
Strukturdaten der Bürgerschaftswahl 2015 auf Wahlkreisebene
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